Archäologie ist knochenharte Arbeit und kein Abenteuer à la Indiana Jones. Das bekommen besonders die Studenten zu spüren, die im Zuge ihres Studiums ihre Lehrgrabung absolvieren. Trotzdem ist Begeisterung zu spüren. Begeisterung für die Wissenschaft und die Vergangenheit.
Diese jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage ist in Hornsburg bereits die zweite, die wissenschaftlich erforscht wird. Das Projekt der Universität Wien in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut (LBI) für Virtuelle Archäologie (ein Forschungsprogramm mit sieben Jahren Laufzeit) schließt unter der Leitung von Wolfgang Neubauer an die Erkenntnisse der Grabungen aus dem Jahr 2009 an und versucht, Zusammenhänge herauszufinden. „Diese Anlage ist sehr mächtig. Der äußere Kreis hat einen Durchmesser von 110 Meter, die Gräben sind 6 Meter breit und 3 Meter tief. Es sind drei Gräben, durch die eine Torgasse von außen ins Zentrum führt“, berichtet Neubauer, der immer wieder interessierte Gäste bei der Grabungsstätte begrüßen darf. Einer davon ist Landtagsabgeordneter Kurt Hackl: „Es ist wichtig zu wissen, woher wir kommen. Unsere Region ist diesbezüglich für Forscher eine wahre Fundgrube“, merkt er an.
Die Kreisgrabenanlagen gehören zu Europas ältesten Monumentalbauten und wurden zwischen 4800 und 4500 vor Christus errichtet. Die ersten Kreisgräben kann man erfassen, nachdem um 4900 v. Chr. durch große kriegerische Szenarien ganze Landstriche bereinigt und neue Siedlungen geschaffen wurden. „Kreisgräben waren ein integraler Bestandteil der Siedlungen und hatten große Bedeutung, möglicherweise als Ritualplatz für Initiationsrituale, Hochzeiten und Begräbnisse“, erläutert Neubauer. Zahlreiche Knochenfunde deuten darauf hin, dass im Zentrum der Kreisgräben gefeiert und gegessen wurde. Auf Viehzucht dürfte sich auch der Lebensunterhalt der damaligen Siedler begründet haben. Neben Rindern und Ziegen wurden erstmalig Wildpferde in dieser Gegend nachgewiesen.
Hohe Holzpalisaden säumten die Kreisgräben, gefinkelt angelegte Wege ins Innere gaben den Blick ins Zentrum von außen nicht frei. Exakt wurde festgestellt, wo die mit Schnitzarbeiten verzierten Holzpfosten standen.
Noch knapp zwei Wochen werden Wolfgang Neubauer und Universitätsprofessor Timothy Taylor vom Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie sowie die 40 bis 60 Mitarbeiter und Studenten die Kreisgrabenanlage in Hornsburg ausgraben und erforschen, dann wird sie wieder unter der Erde verschwinden und nur mit Hilfe hochauflösender Magnetometersysteme und der Luftbildarchäologie zu sehen sein.
Den Archäologen Wolfgang Neubauer führt das Forschungsprogramm Mitte August weiter nach Stonehenge zu den britischen Steinkreisen. Wären die Weinviertler Kreisgräben aus Stein gewesen, dann gehörten sie vermutlich zu den berühmtesten Monumentalbauten der Welt.