Seit 41 Jahren lebt der 1929 geborene Johann „Hans“ Rechberger. Sein Freund, Walter Zigmund, hat Landesrat Karl Wilfing von Herrn Rechbergers Vergangenheit im Zentrum des Geschehens um die Gründung der ÖVP erzählt und ein Treffen mit Herrn Rechberger initiiert. Der Vater von Herrn Rechberger, Ferdinand Rechberger, war Schuster und im ersten Viertel des letzten Jahrhunderts ein wichtiger Mann bei den christlichen Gewerkschaften. In seiner Schusterwerkstatt und in seiner Wohnung kam es zu geheimen Treffen während der Nazizeit, die letztlich auch zur Gründung der ÖVP geführt haben. Johann Rechberger, der ehemalige Bezirksrat der ÖVP Ottakring und Trafikant aus Ottakring in Pension, erinnert sich noch sehr genau an Begebenheiten aus seiner Jugend, die er mit Begeisterung schildert. Am 11. November 1941, dem siebzigsten Geburtstag Leopold Kunschaks, ging der junge Johann Rechberger, als „Schusterbub“, der schon allein durch seine Kleidung keine Aufmerksamkeit bei der Gestapo erregte, zu Leopold Kunschak, um ihm eine persönliche Mitteilung zu überbringen. „Der Herr Weinberger und mein Vater, der Herr Rechberger, lassen Herrn Kunschak bitten, heut' abend auf ein Glas Wein zu kommen. Es werden noch ein paar Bekannte da sein, die sich sehr freuen werden, wenn der Herr Staatsrat käme“, weiß Rechberger noch ganz genau, was er damals sagte. Es sollte eine Zusammenkunft mit den führenden Männern werden, die die christliche Arbeiterschaft um sich sammelte. Lois Weinberger, der sich in dieser Zeit als Vertreter durchbringen musste, sein Leben aber der Befreiung Österreichs verschrieben hatte, Dr. Felix Hurdes, dem man seine Anwaltspraxis genommen hatte und der jetzt in einem kaufmännischen Betrieb arbeitete, Dr. Latzka und noch viele andere, die dem Naziregime den Kampf angesagt hatten. Mit ein paar Flaschen Wein wurde der siebzigste Geburtstag Kunschaks gefeiert, aber nach kurzer Zeit wurde nur mehr von Politik gesprochen. Und an diesem Abend wurde Kunschak auch schon zum „Bannerträger“ der christlichsozialen Bewegung für den Tag nach dem Niedergang der Nazi-Dikatur auserkoren. Für Rechberger war diese Begebenheit der Grundstein der neu zu gründenden ÖVP. Die "Österreichische Volkspartei" wurde am 17.April 1945 im Schottenstift in Wien durch Leopold Kunschak, Hans Pernter, Lois Weinberger, Leopold Figl, Julius Raab und Felix Hurdes gegründet. Der erste Parteiobmann war Leopold Kunschak. Landesrat Wilfing zeigte sich beeindruckt von den vielen Geschichten, wie die Überbringung von Typhusmedikamenten für den damals im KZ erkrankten Lepold Figl und viele mehr, die Herr Rechberger mit leuchtenden Augen zu erzählen weiß. „Herr Rechberger lässt die Phase der Gründung der ÖVP mit hervorragendem Gedächtnis aus erster Hand und mit Leidenschaft erzählt miterleben“, zeigt sich Landesrat Wilfing beeindruckt und überreicht ihm das Buch „Kraft.Wille.Mut. 70 Jahre Volkspartei Niederösterreich“, das er mit einer persönlichen Widmung versehen hat.
70 Jahre ÖVP, ein Gründungs-Zeitzeuge lebt in Grafensulz
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